Geografische Lage

Walter Wolf

Triebswetter liegt im Nordwesten der Banater Heide, an der Nationalstraße Nr.6 (Temeschburg –Tschanad) zwischen den Ortschaften Großsanktnikolaus, Sarafol, Lovrin, Nero, Gottlob und Wiseschdia.

Im Mittelalter lag hier etwa 1km südöstlich des heutigen Ortes, an der Böschung des Galatskagrabens, eine Siedlung namens Nagyösz. (Durch archäologische Funde belegt)

Diese kommt aber in den Steuerlisten nach der Eroberung des Banats nicht mehr vor, woraus zu schließen ist, dass sie damals nicht mehr bewohnt war.

Bis 1772, dem Jahr der Ansiedlung unserer Vorfahren, wird der ehemalige mittelalterliche Ort nur als Prädium bezeichnet und als Viehweide verpachtet. Die heutige Gemeinde wurde auf diesem Prädium als spättheresianische Siedlung gegründet.

Im Mittelalter und bis zur Ansiedlung, im Jahre 1772, wurde die madjarische Orts-bezeichnung Nady Ösz in verschiedenen Varianten verwendet und ist auch heute noch im ungarischen Sprachraum üblich. Der deutsche Ortsname Triebswetter, wurde dem Ort zu Ehren des kaiserlichen Vermessungsingenieurs Anton von Triebswetter verliehen und hat nichts mit dem trüben Wetter zu tun, dass der Sage nach in jenem Frühjahr 1772 herrschte als die drei Gemeinden Triebswetter, Gottlob und Ostern besiedelt wurden.

Der rumänische Name Tomnatic ist wahrscheinlich die Übersetzung von „Trübem Wetter“.

Der Grundriß der Gemeinde hatte die Form eines Rechtecks, mit einer durchlaufenden Hauptgasse, die von 5 Quergassen im Rechtwinkel durchkreuzt wird, insgesamt 200 Häuser, in der Dorfmitte ein großes Viereck mit der Kirche, Schule, Wirtshaus und Pfarrhaus. Alle Gassen hatten eine Breite von 36 m. Auf den Gassen wurden 9 öffentliche Schwengelbrunnen gegraben und öffentliche Backöfen errichtet.

Die Erde zu den Stampfhäusern wurde außerhalb des Dorfes ausgegraben, und diese Vertiefungen von je einem halben Joch sind auch heute noch Sammelbecken für das Regenwasser aus dem Dorf (bei uns Sandlöcher genannt).

Anteil an Grundbesitz hatten 108 Bauern mit ganzer und 92 mit halber Session.

Der größte Teil der Bevölkerung stammte aus Lothringen (62%), was Triebswetter (dies trifft auch auf die Ortschaften St. Hubert, Charlesvills und Soltour zu) zu einem „Franzosendorf“ machte. Der Rest der Bevölkerung stammte aus Luxemburg (8%). Bayern (5%), Baden-Württemberg (5%), Frankreich (3,5%), Pfalz (3,5%) sowie ein geringer Teil aus Ungarn, Banat, Hessen, Böhmen, Mähren, Saarland, Elsaß, Österreich, Schlesien, Slowenien, Italien, Preußen, Sachsen u.a.

Durch Absterben, Abwanderung in neu entstandene Orte sowie durch Heirat nahm die Zahl der Franzosen jedoch in stärkerem Maße als die der Deutschen ab und die deutsche Sprache setzte sich allmählich sowohl in der Kirche, wie auch in der Schule und dem öffentlichen Leben durch. Als 1902 der französische Schriftsteller R. Recouly die sogenannten „welschen Dörfer“ im Banat besuchte, mußte er mit Entsetzen feststellen, dass die französische Sprache „tot ist“. Französische Namen gibt es auch heute noch, aber in der Sprache sind nur noch einzelne Ausdrücke als Sprachrelikte erhalten. (G. Reiser: Der Sprachwandel in der Triebswetterer Mundart).

Die heutige Triebswetterer Mundart ist ein Mischdialekt mit vorwiegend rheinfränkischem (lothringisch- pfälzischem) Charakter. Den größten Platz nehmen die lothringischen Wörter ein. Diese stammen zum größten Teil aus der Forbacher, Saargemünder und aus der Gegend von Saarburg. Das Luxemburgische wie auch das fränkisch- schwäbische ist auch in manchen Wörtern erhalten. (G. Reiser)

„ A Stickl französisch im Name

un in der Sproch zu uns gheert-

doch ware mir immer ganz gude Schwobe

un alles Teitschi war uns was wert“.

A. Palfi –„Triebswetterer Art“-

Zwischen 1772 – 1801 war Triebswetter kameralischer Besitz und ging 1801 als „Mixta Donatio“ zusammen mit den Ortschaften Sarafol und Nero an den Baron Alvinczy über, der dann Graf Albert Gyulai als Erben einsetzte.

Der letzte Grundherr verkaufte um die Jahrhundertwende das Herrschaftsfeld an die Dorfbewohner.

Die Familie Gyulai hat sich sehr für den Bau der heutigen Kirche eingesetzt und auch einen wesentliche Kostenanteil übernommen. Das heutige monumentale Gotteshaus wurde zwischen den Jahren 1846 – 50 erbaut und 1850 von Pfarrer Alexander Bonaz, dem späteren Bischof von Temeswar eingeweiht. Als Bischof beauftragte er, 1863, den Temeschburger Altarbauer Josef Treydl mit dem Bau eines Hoch – und zwei Nebenaltäre sowie das heilige Grab, welche er seiner Heimatkirche spendete und auch selbst einweihte. Eine Besonderheit für das ganze Banat sind die zwei großen Statuen an der Frontseite der Kirche, die die Namen Albert und Samuel tragen und die Erbauer (Graf Albert und Samuel Gyulai) als Heilige, mit Buch und Fackel, darstellen.

Die heutige 18-Register – Orgel wurde 1850 mit Gemeindemittel angeschafft, gefertigt bei dem Arader Orgelbauer Anton Dangl.

Die Kirche wurde 1988 von Pfarrer Franz Funk anläßlich seines 65. Priesterjubiläums ganz renoviert. 1920 wurden die heutigen 3 Glocken (nachdem die vorherigen requiriert wurden) von der Gemeinde Herz Jesu, Mariä Empfängnis und der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet.

Auf jeder Glocke ist folgende Inschrift zu lesen: „ Gewidmet von der Gemeinde Triebswetter, im Jahre 1920“ und die Namen der damaligen Gemeinderatsmitglieder.

Das erste Pfarrhaus wurde schon 1773 errichtet. Das heutige Pfarrhaus wurde bereits 1781 erbaut und mehrmals renoviert und umgebaut. Es war von einer schönen Parkanlage umgeben von der 1842 J. G. Kohl, ein für die damalige Zeit weitgereister Mann, über das Banater Deutschtum u.a. schreibt: „Die Deutschen sind auch hier die fleißigsten. Die Orte Sandorhaza, Ernesthaza, Lovrin uff. sind die schönsten Dörfer in Österreich.... Schöne Parks sind die von Lovrin und Triebswetter...“ 1862 wurde der Garten durch Maurermeister J. Wolf mit einer schönen Steinmauer umgeben. Leider ist die Parkanlage dem Bau des späteren „Universal“- Geschäftes gewichen.

Bei der Ortsgründung wurden drei Joch für den Friedhof, am westlichen Ausgang der Hauptgasse, ausgemessen . Hundert Jahre später , 1874, weihte Pfarrer Karl Böhm die 2000 Quadratklafter ein, die von der Gemeinde dem alten Friedhof zugefügt worden waren.

Unter Pfarrer Willkomm, wurde im Herbst 1909 der Friedhof mit einem Eisenzaun umgeben, der von Schmiedemeister Peter Trffil angefertigt wurde. Die Friedhofskapelle wurde 1863 von Thomas und Rosina Richard errichtet, das Glöcklein, das auch heute noch die Toten auf ihrem letzten Gang begleitet wurde von der Gemeinde gekauft.

Am Friedhofseingang befindet sich eine kleine Parkanlage in dessen Mitte das 1922 von den Temeschburger Bildhauern Sipos und Galas geschaffene Heldendenkmal steht. Es ist ein sich

verjüngender vierkantiger Obelisk, auf dem ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen thront, der ein Schwert im Schnabel trägt. Im Hauptteil trägt die Vorderfront das Relief einer Mutter mit ihrem Kind im Arm, und auf der gegenüberliegenden Seite ein verwundeter Heimkehrer. Auf der linken und rechten Seite sind die Namen der Gefallenen auf zwei weiße Marmortafeln eingraviert. Im unteren Abschnitt ist vorne die Inschrift „Gesegnet sei ihr Andenken“!

Von 1772-73 war die Kirche eine Filiale von Marienfeld . Ab 1773 wurde es zu einer selbständige Pfarre und erster Pater war Nikolaus Eugen Lenauer. Der bedeutendste Priester in Triebswetter (1840-53) war der spätere Bischof von Temeswar Alexander Bonaz. Der letzte Priester in Triebswetter war Dechant Franz Funk. Seit dessen Tod 1990 ist Triebswetter eine Filiale von Lovrin.

Das erste Schulgebäude gibt es seit 1773. Es wurde dann durch Anbau allmählich erweitert und der Schülerzahl angepasst. 1924 wurde die siebente Klasse eingeführt. 1965 wurde das anliegende, von Nikolaus Roth enteignete Haus als Erweiterung angebaut sowie die Ställe in einen Turnsaal umgebaut. Gleichzeitig wurde die Direktorwohnung als Schulklassen umgebaut sowie die ehemalige Wageneinfahrt in eine Klasse umgebaut und in den Raum zwischen Schule und dem einbezogenen Haus noch zwei Klassen eingefügt.

Die anfangs konfessionelle Schule wurde durch Abstimmung des Gemeinderates 1869 in eine Gemeindeschule umgewandelt, um so auch Einfluß auf das Lernprogramm zu gewinnen, da man der Meinung war, dass man sonst nur „Katechismus und Singen“ lernt.

Bis 1934 gab es nur eine deutsche Schule. Die rumänische Abteilung wurde erst 1934 mit insgesamt 28 Schülern gegründet. Auch nach dem II. Weltkrieg hat die Allgemeinschule eine überwiegende deutsche Schülerzahl die nun als deutsche Sektion bezeichnet wird. In dieser Zeit bis 1965, wird die deutsche Sektion auch von Schülern aus Wiseschdia, Gottlob, Sarafol und Tschanad besucht, da es dort noch keine deutsche Schulen gab. Diese Schüler waren in einem Internat untergebracht.

Kindergarten gibt es seit 1884.

Bis zum I. Weltkrieg , legte die meist bäuerliche Bevölkerung nicht viel Wert auf höhere Schulbildung. Nach der Enteignung gab es jedoch sehr viele Triebswetterer mit beruflicher und höherer Ausbildung. Im Verlauf der 200 Jahre enstammten aus Triebswetter: 13 Pfarrer, darunter 2 Bischöfe, Alexander Bonaz in Temeswar und Nikolaus Cherrier in Preßburg, 2 Ordensfrauen, 100 Pädagogen, 12 Juristen, 31 Humanärzte, 2 Zahnärzte, 19 Tierärzte, 11 Apotheker, 62 Ingenieure, 22 Verwaltungsangestellte, davon Nikolaus Petischan- Generalinspekteur der Bank von Österreich, 21 Offiziere davon Feldmarschall-Leutnant Nikolaus Wolf-Nagyöszi- Stadtkommandant von Budapest, 4 Schauspieler, darunter Rudolf Chati und Nikolaus Dinier.

Des weiteren hervorgehoben haben sich der Heimatforscher Georg Reiser, der zahlreiche Abhandlungen über die Besiedlung des Banats erfaßt hat, der Schmiedemeister Peter Treffil, der ein Ortssippenbuch geschrieben hat und der Kurschmied Franz Touttenuit, dem die Triebswetterer wegen seiner Verdienste um die Tierheilung ein Denkmal in die Ortsmitte gesetzt haben, welches aber durch die Kriegswirren beschädigt wurde und verschwunden ist Dr. Josef Wolf und der Wahltriebswetterer Apotheker Nikolaus Merle wie auch Johann Thoma , der langjährige Vorsitzende der HOG Triebswetter, haben wesentlich an dem Zustandekommen unseres Heimatbuches beigetragen .

Triebswetter war eine Bauerngemeinde, deren Bewohner fast alle in der Landwirtschaft tätig waren oder ein Handwerk ausübten welches der Landwirtschaft diente.

Der fruchtbare Boden hat zur besonderen Entwicklung des Getreidebaus aber auch des Gemüse- und Weinbaus beigetragen. Die Triebswetterer „Fratschler“ waren in Temeschburg, Szegedin, Mako, Großbetschkerek und Arad gut bekannt.

Besonders in der Nachkriegszeit, nach der Enteignung, hat man sich auf den Gemüsebau spezialisiert. Da man nur so die nicht enteigneten Hausgärten intensiv nutzen konnte und so doch noch ein gutes Zubrot verdienen konnte.

Es wurde vorwiegend Frühgemüse, Kartoffeln, Melonen, vor allem aber grüner Paprika angebaut. Da dieses Gemüse wegen der meist trockenen Witterung viel Wasser braucht, verwendete man ab etwa 1925 von Pferden betriebene Göppelmaschinen, mit deren Hilfe man Wasser aus gebohrten Brunnen pumpte. Später wurde das Pferd durch Motoren ersetzt.

Der Pumpenbau war ab 1960 in Triebswetter ein sehr entwickeltes Handwerg.

Wenn die „Fujackre“ auf ihren Feldern den Gemüsebau wegen der kleine Flächen intensiv vorantrieben, so war für die Getreidebauern (75% der Ackerfläche der Gemeinde) das Feld nicht ausreichend, so daß bis 1941 noch 3400 Joch Ackerland von den Nachbargemeinden angekauft wurden.

Der Weinbau hatte eine große wirtschaftliche Bedeutung und machte 1936, 1002 Joch der gesamten Ackerfläche aus. Die meist angepflanzten Sorten „Zackelweiß“ (Sauvignon) und Riesling. Nach dem Einschleppen der Reblaus aus Frankreich, 1871, legten hier die Brüder Eduard und Karl Buding eine Reben- und Obstveredelungsanlage an, die weit über die Grenzen des Banates bekannt war.

In der Viehzucht war das Pferd von großer Bedeutung. Die Schweinemast wurde in großem Maße betrieben. Zu einer ausgeprägten Rinderzucht kam es jedoch nicht. Nebenbei wurde auch Schaf- und Bienenzucht betrieben.

Die industrielle Entwicklung paßte sich den Bedürfnissen der Landwirtschaft an. So gab es Schnapsbrennereien, die vor allem den Treber verarbeiteten, Ziegeleibetriebe und Mühlen.

Die Einwohnerzahl stieg von etwa 650 bei der Dorfgründung auf 3760 im Jahr 1900. 1940 lebten in Triebswetter 2835 Deutsche, 34 Rumänen, 37 Ungarn, 101 Zigeuner und 21 anderer Nationalität.

Die erste Kreditanstalt , Sparkasse, wurde 1886 gegründet, gefolgt von der Triebswetterer Volksbank 1891 und der Raiffeisen Landwirtschaftlichen Kreditanstalt 1899.

Der wirtschaftliche Aufstieg erforderte auch eine bessere Verkehrsverbindung. So wurde die heutige Nationalstraße Nr.6,1845 gebaut und die Bahnlinie Temeswar – Szeged 1895 fertiggestellt.

Die Post gibt es seit 1868, Telefon seit 1895, Telegraf ab 1912 und Kino seit 1920.

Zahlreiche gesellschaftliche Vereine entfalteten eine reiche Tätigkeit: Bauernverein, Feierwehrverein, Handels- und Gewerbeverein, Schützenverein (ab 1798), Jagdgesellschaft, Sportverein, Leseverein, Rosenkranzverein, Jugend-und Frauenverein, Mädchenkranz und Gesangverein. Die Größten Triumphe erreichte allerdings der schon 1931 gegründete Sportverein, der schon 1932 dem rumänischen Landesmeister UDR Reschitz ein 1:1 erzwang. 1975 führte Trainer Willi Schreiber die Triebswetterer „Bauern“ , wie sie verspottet wurden, nach einem triumphalen Spiel gegen den ärgsten Widersacher „Otelul Rosu“ (Ferdinadsberg), in die B-Liga. Triebswetter war also das erste Dorf in Rumänien mit einer Fußballmannschaft in der B-Liga, und das bedeutete Heimspiele mit Hermannstadt, CFR Temeswar. UMT Baia Mare, Bistritz, Mediasch, Hunedoara.

Die anerkannten wirtschaftlichen Leistungen und der allgemeine Wohlstand wurden durch reichlichen Kummer und viel Leid während der zwei Weltkriege getrübt.

So hat der I. Weltkrieg unserer Gemeinde 109 und der II. Weltkrieg 95 Opfer abverlangt . Ihre Namen sind zum ewigen Gedenken auf den Marmortafeln am Kriegerdenkmal in Triebswetter verewigt.

In die Sowjetunion wurden 164 Personen verschleppt sowie 527 Personen in die Baragansteppe deportiert, von denen 20 dort die ewige Ruhe fanden.

Das private Wirtschaftssystem wurde 1945 durch das kollektive ersetzt. Dies hat nicht nur die Bauern getroffen, sondern auch die Kleinhäusler und Handwerker.

Die meisten Bewohner mußten als Arbeiter in die Kollektivwirtschaft überwechseln.

Bis zu dem Umsturz , 1989, gab es in Triebswetter eine LPG und einen Staatlichen Landwirtschaftsbetrieb.

Durch die Gebietsreform von 1967 verliert Triebswetter, das inzwischen 1100 Häuser umfaßt und sich auch wirtschaftlich wieder hochgearbeitet hat, seine Selbständigkeit und wird Lovrin eingemeindet.

Durch die intensiv betriebene Wirtschaft (200 ha Gemüse, 13 ha Treibhäuser, über 300 ha Obstplantagen, Weingärten, Viehwirtschaft) war Triebswetter noch bis Anfang der achtziger Jahre attraktiv und zukunftssicher.

Ende der siebziger Jahre begann aber die Auswanderungswelle, ein Rad kam ins rollen und konnte nicht mehr aufgehalten werden bis 1989 fast alle Triebswetterer in die BRD umgesiedelt sind. Nur noch ein kleiner Teil von etwa 83 Personen unserer einstigen Landsleute leben heute noch in Triebswetter.

In der BRD leben die meisten Landsleute in Bayern, gefolgt von Baden – Württemberg, Rheinland –Pfalz, Saarland, Nordrhein - Westphalen, Hessen, Hannover.

Die Heimatortsgemeinschaft Triebswetter in Deutschland wurde bereits 1969 in Ulm von Apotheker Nikolaus Merle gegründet und umfaßt heute 2102 Landsleute. In den USA leben 31 , Österreich 7, Frankreich 4, Schweiz 2 Landsleute und England 1 Landsmann..

Die HOG veranstaltete zum 14 Heimatortstreffen,1997, eine Gedenkfeier zur 225 Wiederkehr seit der Ansiedlung von Triebswetter in Schwabach bei Nürnberg.

Sie hat an zahlreichen Hilfsaktionen zur Unterstützung unserer Landsleute in Triebswetter teilgenommen.

Für die meisten unserer Landsleute ist Triebswetter ein Stück Vergangenheit, es ist aber und bleibt ein Teil von uns und „die Zeichen die wir dort gesetzt, werden noch lange der Zeit und dem Wind trotzen“.(A. Palfi)

12.

1. Dr. A.Petri; Dr.J.Wolf – Triebswetter /Banat- Tuttlingen 1983

2. G.Reiser- Zur Späth-Theresianischen Ansiedlung (Gottlob; Triebswetter Ostern) Budapest 1937

3. G. Reiser- Mundartliches und Volkskundliches aus Triebswetter im Banat -Budapest 1940

4. G. Reiser- der Sprachwandel in den Banater Franzosendörfern – Budapest 1938

5. H. Vogel –Das Treffil Buch- Temeswar 1999

6. H. Vogel Triebswetterer Monatsblatt – Zeitung

7. HOG Triebswetter – Triebswetterer Heimatblatt- Nürnberg 1991, 1993, 1995, 1999

Die Reise unserer Ahnen auf der Donau

Lothar Renard 


Kurzer geschichtlicher Abriss (oder der Weg in die Katastrophe)

 Nach dem Tode (1733) von August dem Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, versuchte der Franzosenkönig Ludwig XV. mit allen Mitteln, seinen Schwiegervater Stanislaus Leszczyński in Polen wieder an die Macht zu bringen. Dieser war durch den Schwedenkönig Karl XII. als König der Polen gestürzt und vertrieben worden.  Leszczyński kehrte 1733 aus dem französischen Exil nach Polen zurück und ließ sich am 11. September 1733 mit einer deutlichen Mehrheit der Wahlmänner ein zweites Mal zum König und Großfürsten wählen. Französische Bestechungsgelder an die Wahlmänner sollen eine Rolle dabei gespielt haben.  Russland und Österreich konnten diese Wahl nicht akzeptieren. Eine Koalition aus Österreich, Russland, Kursachsen sowie eines Teil des polnischen Adels unterstützte daher die Wahl des Sohnes von August des Starken zum polnischen König. Als Russland dann am 05.10.1733 Friedrich August zum König von Polen proklamierte, floh Leszczyński in den Machtbereich seines Schwiegersohnes, des Franzosenkönigs. Frankreich und Spanien erklärten dem Deutschen Kaiser (Karl VI.) und Russland den Krieg und marschierten in die habsburgischen Länder im Westen und in Italien ein. Der polnische Erbfolgekrieg (1733-1738) hatte seinen Anfang gefunden. Die Mächte einigten sich in einem Präliminarfrieden (Waffenstillstand) 1735 darauf, den Kurfürsten von Sachsen als König von Polen zu belassen, Leszczyński wurde dafür unter anderem auf Lebzeiten (allerdings unter französischer Verwaltung) mit dem Herzogtum Lothringen entschädigt. Das Land sollte nach dem Tode von Leszczyński an Frankreich fallen. Herzog Franz I. Stephan von Lothringen, Gemahl von Maria Theresia, erhielt die Anwartschaft auf die Toskana, da das Aussterben der Medici zu diesem Zeitpunkt bereits abzusehen war. Im Frieden von Wien 1738 beendeten Österreich und Frankreich offiziell den polnischen Thronfolgerkrieg.

Die Verelendung Lothringens

Die Verelendung Lothringens unter Leszczyński war enorm. Das Volk hungerte und der Siebenjährige Krieg hatte das Land stark gebeutelt. Doch es kam noch schlimmer. Nach dem Tode von Leszczyński (1766) fiel das Herzogtum Lothringen vertragsgemäß an Frankreich. Die französische Regierung ging nicht zimperlich mit den neuen Untertanen um, die wurden unterdrückt, geknechtet und durch hohe Steuerlasten ausgebeutet. Ausgesandte und für die Ansiedlung im Banat werbende Emissäre fanden bei den Lothringern daher offene Ohren. Die Aussicht war verlockend, unter Maria Theresia eine neue Heimat im fruchtbaren Ungarn zu finden. Zudem war die Landesmutter die Gemahlin des früheren, durchaus beliebten lothringischen Herzogs. Tausende Untertanen ergriffen also bei Nacht und Nebel die Flucht. Aus allen Teilen Lothringens waren Menschen unterwegs. Die Landflucht muss groß gewesen sein, denn die französische Regierung erließ alsbald scharfe Auswanderungsverbote und Emigrationsbestimmungen. Wochenlang waren sie unterwegs, von Lothringen an die Donau. Mit Pferdewagen, Ochsenkarren oder zu Fuß, um rechtzeitig während der schiffbaren Zeit am großen Fluss anzukommen. Hier zu sein verhieß Abreise in die Freiheit. Doch andere waren schon vor ihnen angekommen und warteten auch auf eine Abreisemöglichkeit. So kampierten sie gemeinsam bei Wind und Wetter im Freien an den Ufern der Donau, in den Vorstädten der Hauptsammelorte. Die hygienischen Verhältnisse müssen unvorstellbar gewesen sein, die Ausbreitung von Krankheiten riesengroß. Aber all dies haben sie in Kauf genommen, um der Not und Knechtschaft in Lothringen zu entfliehen. Werber hatten ihnen ein sorgenfreies Leben versprochen, lange Jahre frei von Steuern, Haus und Acker, ein paradiesisches Leben, dort unten in Ungarn. So machten sie sich auf den Weg, unsere Ahnen! Die Donau versprach dieses neue Leben

Doch von wo sollte man abfahren? Welche Donaustadt lag näher am Wanderweg, war mit der Postkutsche, dem eigenen Pferdewagen oder dem Ochsenkarren am besten und schnellsten zu erreichen? Welches war die sicherste Route. Wegelagerer waren überall, Überfälle an der Tagesordnung. Durch Briefe von bereits früher Ausgewanderten hatte man vermutlich von Günzburg (gehörte zu Schwäbisch Lauingen, Dillingen, Donauwörth, Marxheim und Regensburg gehört. Günzburg und Regensburg waren sicherlich als Hauptsammelorte der Auswanderer in das Banat bestens bekannt geworden.

 Regensburg war als Sammelort beliebt. Es lag geographisch günstig. Außerdem wurden dort im Beisein der österreichischen Kommissare die Kolonistenpässe zur Weiterreise auf der Donau ausgegeben. Ohne diese Papiere konnte bei Engelhartzell niemand in die kaiserlichen Staaten einwandern. Pässe, ja das war`s was man wollte und möglichst schnell ausreisen. Doch in Regensburg, am Unteren Wöhrd, der Abfahrtstelle an der Hölzernen Brücke, ging es hektisch zu. Dort lief viel Volk aus ganz Süd- und Westdeutschland zusammen, aus Hessen, Franken, Na sau, Westfalen, aus der Rheinpfalz, aus Luxemburg, Elsass und Lo ringen. Zehntausende von Auswanderern wurden von hier donaua wärts gebracht.

                         

Günzburg, das vorderösterreichische Städtchen in Schwäbisch Österreich, war Sitz eines Oberamts und Verwaltungsmittelpunkt der Markgrafschaft Burgau. Das Oberamt wurde 1770 ermächtigt, den Kolonisten einen ersten Abschlag auf den ihnen versprochenen Zuschuss zu den Reisekosten zu zahlen. Geld? Ja das war`s doch was man brauchte! Aber auch hier ging es hektisch zu. Wie hektisch, das zeigen die Kirchenbucheinträge aus den Jahren 1770 bis 1773.

 Marxheim, das Dorf am Zusammenfluss von Lech und Donau gelegen, war ebenfalls Sammelpunkt für Auswanderer. Von hier transportierten Fischer Zehntausende von Auswanderern die Donau stromabwärts. „Zu Marxheim haben wir acht ganze Tage warten müssen, wegen der unbeschreiblichen Menge Leute, die dort liegen. Wie eine kleine Armee, obgleich täglich davon abgegangen, so hat man es doch wenig gespürt, als wenn ein Tropfen Wasser aus dem Fluss genommen wird“, so die Schilderung eines Reisenden.

Donauwörth war ebenfalls als Sammelstelle bekannt. Auf die Rolle Donauwörths als Durchgangsstation oder Einschiffungsort für ungarische Kolonisten verweisen entsprechende Einträge in den örtlichen Matrikeln. Die Donauwörther Schiffer erhielten am 29.Juli 1750 von der bayrischen Regierung eine „Ordnung“ verliehen, wonach ihre Zunft verpflichtet war, alle 14 Tage, am ersten und 15. des Monats, (solange die Donau befahrbar war), ein entsprechend großes Ordinarischiff nach Wien zu senden. Das Schiff durfte nur von jemandem geführt werden, der das Meisterrecht erlangt hatte. An Gebühren zahlte ein Reisender ohne Gepäck für die Meile in der Regel 1 Kreuzer, andernfalls war der Fahrpreis mit dem Schiffsmeister auszuhandeln, der die Reisenden nicht übervorteilen durfte. Für Güter waren, wenn die Schiffsfracht nicht mehr als 50 Zentner betrug, bis Wien 1 Florin 15 Kreuzer zu entrichten.

Hektik und lange Wartezeiten überall. Es mangelte an Schiffen. Hungernde und frierende Auswanderer an den Ufern der Donau. Lebensmittel wurden knapp, es kam zu einem dramatischen Anstieg der Lebensmittel- und Getreidepreise in den Sammelorten.  In dieser Situation gab es nur ein Mittel: Die Transportmöglichkeiten mussten erweitert werden. Überall entlang der oberen Donau entstanden eilig neue Schiffsbauplätze für Zillen, die je nach Größe 20, 80 oder aber auch 150 Passagiere befördern konnten. Die „Kelheimer“ beförderten später sogar bis zu 400 Passagieren und mehr.

Um überhaupt von den Sammelorten donauabwärts zu kommen, begnügten sich viele Auswanderer auch offener Lastkähne, Flöße und Fischerboote. Schiffer, Flößer und Fischer hatten schnell erkannt, wo Geld zu machen war. Doch die Unkenntnisse vieler Boots- und Floßführer über den gewaltigen Strom führten zu zahlreichen Schiffsunglücken. Auch der Genuss von verschmutztem Flusswasser, die schlechten hygienischer Verhältnisse und die drangvolle Enge der meist überfüllten Boote verursachten zahlreiche Krankheiten und forderten zahllose Menschenleben. Sich privat mit anderen Auswanderern eine Zille zu mieten, war nur wenigen finanziell möglich. Hatte man doch schon Pferd, Wagen oder Ochsen sowie einen Teil des Hausrats verkaufen müssen um am Sammelort die Wartezeit zu überleben. Konnte man dann endlich „einschiffen“ sah man eine Zille, die in der Mitte eine große hölzerne Hütte trug, die in zwei Kammern geteilt war. Hier lag, saß und stand alles über- und durcheinander. Viele Kolonisten nahmen außer Haushaltsgeräte Kleider und Haustiere auch Ackergeräte, Sensen, Sägen und Äxte mit. Passagiere, die sich auf der Reise die Übernachtungen und die Verpflegung in Wirtshäusern nicht leisten konnten, nahmen ihre eigenen Strohmatratzen, Kessel und Pfannen sowie Proviant mit. Da in der Nacht nicht gefahren wurde, konnten sie sich abends an den Ufern der Donau ihr Essen zubereiten.  

Wer das Glück hatte, auf einem „Ordinarischiff“ zu reisen der war sicherer, denn es wurde von einem Schiffsmeister geführt, sozusagen von einem Kapitän. Ziel aller Ordinarischiffe war Wien. Von Regensburg gingen seit dem 24. März 1696 regelmäßig Schiffe in die Residenzstadt ab.

1712 folgten Ulm, 1750 Donauwörth und dann die Städte Lauingen, Stadtamhof und Linz. Der Andrang der Kolonisten war oft so groß, dass wöchentlich mehrere Extraschiffe nach Wien ablegen mussten. Die Fahrt bis Wien dauerte bei gutem Wetter meist 6-9 Tage, bei Wind und Nebel konnten daraus allerdings auch 12 bis 14 Tage werden. Beliebt waren bei den Auswanderer die Monate Mai und Juni, da es dann weder zu heiß noch zu kalt für die Reise war, für die man einen Kreuzer pro Meile und Kopf bezahlte. Die komplette Fahrt von Regensburg nach Wien kostete 4 Gulden pro Kopf. Viel Geld für die damalige Zeit und für eine Flussreise die nicht ohne erhebliche Gefahren für Leib und Leben war. Aufgrund der leichten Bauart der Zillen waren die Passagiere vor allem auf der oberen Donau stets in Lebensgefahr. Klippen, Stromschnellen und Sandbänke behinderten die Fahrt. Bei Hochwasser waren die Klippen nicht zu sehen. Manch eine Zille zerschellte oder kenterte in den Stromschnellen und die Reisenden ertranken in den Fluten der Donau. Die Sterbematrikeln der Gemeinden rechts und links der Donau sprechen hier eine deutliche Sprache.

Mit den Zillen ging es über Straubing nach Passau. In Passau lagen die Schiffe einen Tag, weil die Auswanderer, die in Günzburg noch keinen Reisezuschuß erhalten hatten, hier von der österreichischen Verwaltung den ersten Teil des Zuschusses erhielten: 3 Gulden pro Kopf für die Fahrt bis Wien, weitere 3 Gulden pro Kopf gab es dann in Wien für die Weiterreise nach Ungarn.

In Engelhartzell an der Bayrisch/Österreichischen Grenze lagen die Schiffe wiederum einen Tag wegen der Zollabfertigung. Die österreichischen Mautner erhoben Gebühren und die Auswanderer wurden einer strengen Visitation unterzogen. Lutherische Bibeln wurden beschlagnahmt und verbrannt. Weiter ging die Reise über Linz. Von dort waren es dann nur noch 3 Tage bis nach Wien. Vorher musste noch die gefährlichste Strecke der Donaufahrt, die Düppsteiner Klippen passiert werden (2 Tagesreisen hinter Engelhartzell).  Ein großer Felsen inmitten der Donau verursachte dort den von Passagieren und Schiffsleuten gleichermaßen gefürchteten Wirbel. Die langen Ruderbäume wurden eingezogen und die Fahrgäste von den Schiffsleuten gebeten, ein jeder in seiner Sprache ein Vaterunser zu beten. Dann wurde das Floß/Boot den Fluten überlassen, da es nicht mehr zu steuern war.

                

Nach einem weiteren Tag war Wien erreicht. Die Flöße/Boote fuhren bei der Mautstation Nußdorf in den Donaukanal und landeten in der Rossau, einem Vorort Wiens. Hier mussten sich die Kolonisten in der Nähe des Donauhafens aufhalten und Informationen über die Weiterreise abwarten. Da die wenigsten Reisenden sich eine Übernachtung im Wirtshaus leisten konnten, kampierten sie unter freiem Himmel und verpflegten sich wieder einmal selbst. So mancher Kolonist ist bei schlechtem Wetter erkrankt und später verstorben. In Wien mussten sich die Ausreisewilligen bei der Hofkammer melden, sie bekamen ihre Dokumente für das Banat (einen Gewährsschein oder gleich einen Ansiedlungspaß). War die Stunde der Abfahrt gekommen und die Kolonisten bereits wieder auf ihrem Floß oder einer Zille versammelt, erschien ein Bediensteter der Hofkammer und zahlte den 2. Teil des Reisegeldes aus (3 Gulden pro Kopf) für die Weiterfahrt in Richtung Ofen (Budapest). Aus Abrechnungsgründen wurden alle Kolonisten in Wien in ein Verzeichnis eingetragen. ("Wiener Abfertigungslisten"). Diese Listen spielen heute bei der Familienforschung eine bedeutende Rolle. Die Kolonisten mussten bei dieser Aktion wahrheitsgetreue Angaben über ihre Herkunft, über ihren Beruf und ihrer Religionszugehörigkeit machen. Gab sich jemand als Bauer aus ohne dies wirklich zu sein, nur um Grund und Boden im Banat zu erhalten, wurde er ausgepeitscht und abgewiesen. Natürlich war jeder ein Bauer. Man war ja in der Heimat zur Feldarbeit gezwungen worden und kannte sich aus. Auch die Religion spielte eine bedeutende Rolle. Neu-Kolonist durfte nur werden wer katholisch war. Die Krone wollte das katholische Element im ansonsten protestantischen Ungarn stärken. Wurde jemand verdächtigt, evangelisch zu sein, wurde er mit Stockschlägen verjagt oder zum Pfarrer der Kirche Maria am Gestade zu einer Katechetisierung geschickt. Brachte er von dort kein Attest über die Konvertierung zum katholischen Glauben mit, durfte er nicht weiterreisen. In Wien wurden die Reisepässe der Ankömmlinge gestempelt und einer Durchsicht unterzogen. Bis zur Weiterfahrt folgte oft ein langer, unerwünschter Aufenthalt. Häufig war die Weiterfahrt aber schon hier beendet, denn jedes Floß und jede Zille wurde irgendwann zu Geld gemacht. Je früher der Floß- oder Bootseigentümer zu Geld kommen konnte, desto eher war die Reise vorbei. Wenn die "Schiffe" beim "Schanzel" in Wien ankamen, warteten dort bereits viele "Plättenschinder" die die Zillen ankauften, zerlegten und mit dem Holz handelten. Viele Flöße/Zillen sind nicht über Wien hinausgekommen.  

 Die Flößer/Schiffer kehrten in Wien auf dem Landwege in ihre Heimat zurück, wobei der "Schiffsführer" gefährlich lebte, denn dieser führte das Geld aus dem Verkauf des Holzes mit sich.  Hatte ein Bootseigner sein Boot nicht in Wien verkauft, musste über die Reisekosten über Wien hinaus nach Ungarn mit dem Schiffsführer neu verhandelt werden. Wer da nicht klar kam, durfte zu Fuß den Weg nach Ungarn antreten. Zur Neige gehende Geldmittel und Erschöpfung aufgrund der bereits erlittenen Strapazen trugen erheblich dazu bei, dass so manche, ursprünglich in das Banat geplante Reise, hier ihr Ende fand. Viele hielten die Strapazen bis Ofen (=Pest, später Budapest) nicht durch. Sie ließen sich in den Ortschaften längs der Reisewege nieder, verschreckt durch Erzählungen der Einheimischen über das schlechte Klima und die Türkengefahr im Banat und im häufig guten Glauben an die Werbeversprechungen ungarischer Herrschaften und deren Werber. Die Weiterreise nach Ofen und weiter war nicht immer ungefährlich. Die Gefahren bestanden nicht nur in den Schifffahrtsschwierigkeiten sondern auch in Gewalttätigkeiten, die durch manche ungarische „Herrschaft“ vollzogen wurde. Fürst Grassalkovits bemächtigte sich der Reisenden wann immer er konnte und nahm mal 150, mal 300 Siedler gefangen und machte sie zu Leibeigenen.  (Die Erfahrungen und Beobachtungen, die bei der Weiterbeförderung der Transporte von Ofen bis Temesvar gesammelt wurden, veranlasste schon 1749 die Hofdeputation in Wien, Vorschläge für eine bessere Organisation der Transporte zu überprüfen, vor allem, warum einige der deutschen Familien, die sich im Banat niederlassen wollten, dort nicht angekommen waren, obwohl ihnen die Schiffskosten aus der Staatkasse vergütet worden waren und das Pester Schiffsamt die Weiterbeförderung über Peterwardein nach Titel besorgte). War das Boot nicht in Wien zu Geld gemacht worden, geschah dies oft in Ofen. Wer alle Gefahren, die mit dieser Reise verbunden waren, bis hierher überstanden hatte, bekam in Ofen die letzte Rate des Reisegeldes. Ab Ofen musste der weitere Reiseweg wiederum mit dem Bootseigentümer ausgehandelt werden, sofern er nicht spätestens hier sein Wasserfahrzeug an den „Plättenschinder“ veräußerte. Der Bootseigentümer war natürlich auf seinen Gewinn bedacht. Viele Auswanderer mussten aus Geldnot ab Pest in Gruppen den Fußmarsch in die Banater Heide antreten und kamen nach 3-4 Wochen am Bestimmungsort an. Wer nicht wandern wollte, musste gegen gute Bezahlung eine Zille oder ein Floß finden, dass ihn bis Palanka, Pantschowa oder Peterwardein mitnahm. Spätestens hier musste dann die Wanderung in die Banater Heide aufgenommen werden. Für ganz wenige, zahlungskräftige Auswanderer ging es auf dem Wasserwege weiter nach Titel an der Theiß.  und von dort dann auf der Bega bis nach Temesvar .

 Bei einem Vergleich der Abfertigungslisten aus Wien mit den Ansiedlungslisten kann festgestellt werden, dass die Kolonisten meist innerhalb von 4 Wochen nach Abreise aus Wien im Banat eingetroffen waren. Mit dem Transport von 1.385 Familien mit 5.568 Köpfen klang im Jahre 1773 die große Siedlungsaktion Maria Theresias auf Staatskosten aus. Es wurden dann nur noch vereinzelt Kolonisten auf eigene Kosten zur Ansiedlung zugelassen.  

Erst Josef II., erstgeborenen (*1741) Sohn Maria Theresias und ihres Gemahls Franz Stephan von Lothringen, der später als Franz I. römischdeutscher Kaiser wurde, ließ durch sein „Toleranz-Edikt“ 1781 auch Protestanten zur Ansiedlung in Ungarn zu. Ab 1782-1787 fand dann eine weitere Ansiedlungsaktion, hauptsächlich in der Batschka und Vojvodina durch Josef. II. statt. Nach 1789 stellte auch er die staatlich geförderte Besiedlung ein. Vereinzelt kamen noch bis 1829 Siedler auf private Gründe. Wer danach noch einwandern wollte, musste ein Barvermögen von 500 Gulden nachweisen.Fügen Sie eine Beschreibung des Tabs mit relevanten Informationen für die Website-Besucher hinzu. Wenn Sie Serviceleistungen anbieten, sollten Sie erläutern Sie, was die einzelnen Leistungen auszeichnet. Wenn Sie Tabs verwenden, um das Angebot eines Restaurants zu bewerben, beschreiben Sie, was die einzelnen Gerichte auszeichnet.

N. Balzer - "Triebswetter"

Das Land ist flach, gerade Straßen streben

Der Mitte zu, die eine Kirche ziert:

Ringsum in Gärten blühen Bäume, Reben,

im steten wachsen sich dein Blick verliert…


Das Bild wird klarer: ein azurner Himmel

wölbt schützend sich darüber, und im Mai

entsteht an allen Ecken ein Gewimmelder

Weg in Feld und Flur ist wieder frei…


Sanft säuseln Winde in der warmen Heide,

und üppiger gedeiht das zarte Grün,

bis alle Äcker, Gärten wie Geschmeide,

entfacht durch rege Sonnenglut, erblüh`n.


Noch glühender danach die Sommertage,

und Kühlung bringt kaum eine kurze Nacht.

Doch hält sich alles in dem Land die Waage,

Der Mensch vertraut auch hier auf Gottes Macht.


Der Herbst verwöhnt uns Jahr für Jahr mit Gaben,

Für jeden steht wie sonst etwas bereit.

Und über alles fühlst du dich erhaben,

du meinst, es dauert eine Ewigkeit…


Doch ach, wie schnell hast du dieses Bild vergessen,

wenn dich der Glanz der fernen Welt betört!

Sofort verlässt du das, was du besessen,

verlässt die Heimat, die nur dir gehört…


Oft scheint uns so, als würden wir noch immer

Wie einst durch die vertrauten Gassen ziehn

Und lauschen nachts im goldnen Mondenschimmer

verzückt den heimatlichen Melodien!


Ich such dich Heimat schon seit vielen Jahren:

Die Menschen, deine Wärme, deinen Duft-

Ich weiß, ich werde dich nie mehr gewahren,

zu tief ist zwischen Einst und Heut die Kluft!


Das Land war flach, darin ein schmucker Flecken;

Dort habe ich das Licht der Welt erblickt.

Es ist vorbei; ich stelle fest mit Schrecken;

Dass er uns fürderhin nicht mehr erquickt…


Link zu István Nadasdi


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